MH11 von LEDlenser (03-2019)

Letzten Monat erhielt ich eine Mail von LEDlensers Kommunikationsagentur mit dem Angebot das ab April erhältliche neue Flaggschiff bei den Stirnlampen, die MH11, vorab testen zu können. Ja, da konnte ich natürlich nicht widerstehen.                                                     (und denkt daran, dies ist wohl [Werbung]**)
Zumal ich seit 10 Jahren eine H5 im Einsatz habe und sehr gespannt war, was sich alles in dieser Zeit getan hat.
Ein paar Tage später erhielt ich mein Testexemplar in der Farbgebung weiß-blau. Das Weiß hat LEDlenser seit der Neo-Serie bei den Stirnlampen eingeführt, ob sie sich versuchen mit dieser Farbe ähnlich wie vor 15 Jahren die Firma des angebissenen Apfels vom Markt abzuheben, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall fällt die Lampe so schon aus der Reihe. Es gibt sie auch in grau-schwarz, was sicher die höheren Verkaufszahlen bringen wird.

Aber zurück - die Verpackung macht einen wertigen Eindruck und ist sehr raffiniert "verschachtelt", so dass es eine gewisse Mühe macht alles zu entpacken ohne dabei die Verpackung zu zerstören.
Die MH11 arbeitet mit einem 18650Akku, der separat geliefert wird. Um ihn einzubauen, muss man die eigentliche Lampe aus der durchsichtigen Halterung nehmen - sie ist mit dieser stufenlos ca. 100° schwenkbar. Dann muss man an der linken Seite einen kleinen Deckel aufdrehen, das funktioniert klassisch mit einer Münze oder wie vorgesehen mit dem rechten Teil der Halterung des Stirnbandes. Ich finde das etwas frickelig und empfehle für den Fall, dass man den Akku auf Tour tauschen muss, unbedingt eine weitere kleine Lampe dabei zu haben und dies möglichst nicht mit kalten Fingern bei Wind und Wetter durchzuführen!

Die MH11 ist übrigens nach der Schutzklasse IP54 wasserfest gegen Spritzwasser von allen Seiten und nahezu staubdicht. Ist der Akku eingelegt, so sollte er erstmal geladen werden. Hierzu sind links auf der Unterseite zwei Kontakte ins Gehäuse eingelassen. Das mitgelieferte Ladekabel haftet mittels Magnet in nur einer möglichen Position - ein versehentliches Verpolen beim Ladevorgang ist somit ausgeschlossen! Allerdings ist es ein weiteres Spezialkabel, was man ggf. auf Tour mitführen muss... Gut gefällt mir das kleine Klettbändchen, um es wieder sauber aufwickeln und verstauen zu können.
In meinen Tests hat das vollständige Aufladen 5:05 Std. gedauert.

App. Verstauen, die MH11 wird mit einer Gürteltasche geliefert. Diese empfinde ich als etwas knapp bemessen, wie auch seinerzeit schon bei der H5. Und leider ist sie mit einem normalen Klettverschluss ausgestattet … kommt dieser aus versehen mit dem Stirnband in Kontakt, so zieht es unweigerlich Fäden.
Die MH11 bringt 178g auf die Waage und ist somit ein Gegenstück für die vielen ultraleichten Lampen - dafür macht sie Licht, so richtig, bis 1000lm!
Ich habe zum Vergleich in meinem Stirnlampenfundus nach etwas ähnlich schwerem gesucht und bin bei einer über 15 Jahre alten Myo3 vom Petzel fündig geworden, welche mit 4 AA 236g wiegt, allerdings das Gewicht auf Lampe vorne und Batteriekasten am Hinterkopf verteilt - gut, beides sind keine Lampen fürs abendliche Joggen!
Die MH11 hat drei Stirnbänder, die allesamt ausgehangen werden können und ist voll helmtauglich! Die drei Stirnbänder laufen am Hinterkopf an einer runden durchsichtigen Platte 6cm Durchmesser zusammen, die an das Firmenlogo angelehnt ist. Vermutlich soll sie einer besseren Gewichtsverteilung dienen. Als alter Bastler habe ich sie aber ausgebaut und gegen eine Drei-Steg-Schnalle getauscht, was mir 4g Gewichtsersparnis gebracht hat. Einen Verlust an Tragekomfort konnte ich dadurch am Hinterkopf nicht feststellen.

Allerdings ist vorne, wo das Hauptgewicht lastet, nur ein Moosgummirahmen und das Stirnband als Polster vorgesehen. Mittig unter selbigen befinden sich noch drei Gummipads, die bei mir schon nach einer Viertelstunde Tragen entsprechende Abdrücke auf der Stirn hinterlassen ... vielleicht habe ich ja eine eigenartige Kopfform...da lass ich mir noch etwas einfallen. Was mir am Stirnband noch gut gefällt ist eine Schnalle, die als Öse sogar geöffnet werden kann, um die Lampe in den Himmel des Zeltes oder sonstwo hinhängen zu können.
Sehr gelungen finde ich die Gebrauchsanweisung, die mit "Lesen und verstehen" untertitelt ist - dies gelingt durch die ausschließliche Darstellung in Form von Piktogrammen.
Gesteuert wird sie ausschließlich durch das lange-gedrückt-Halten der oben liegenden Taste.
Drücke ich sie 1x so zeigt mir die rechts auf der Oberseite befindliche LED in grün, gelb oder rot für ca. zwei Sekunden den Ladestand des Akkus an.
Vorne links neben der eigentlichen weißen LED befinden sich die RGB, also rot, grün und blaue LEDs. Mit Blinken der roten signalisiert die MH11 mir in welchem Modus sie sich befindet. Halte ich sie gedrückt, so sperrt sich die Taste nach ca. 5 Sekunden, was durch 2x Blinken quittiert wird (erneutes 5-sekündiges Drücken entsperrt sie bei 4x Blinken). Halte ich die Taste ca.8 Sekunden gedrückt, blinkt sie 1x und signalisiert mir, dass sie nun im App-Modus befindet und Bluetooth aktiviert wurde - dazu später mehr. Halte ich sie weitere 2 Sekunden gedrückt so blinkt sie 2x und wechselt in den White-Modus (Werkseinstellung) und nach weiteren 2 Sekunden und 3x Blinken in den RGB-Modus.
Nun aber zum Licht:

Mit Anschalten startet sie im Optisense-Modus. In diesem Modus nutzt sie den Sensor, der rechts im Gehäuse neben dem eigentlichen LED eingelassen ist. Je nach Reflektionen regelt sie ihre Helligkeit, so wird man vom Licht nicht geblendet, wenn man mal die Karte herausholt oder ein ausgedrucktes Listing lesen will. Ich empfinde die Reaktionsgeschwindigkeit jedoch als etwas träge.
Nach diesem Modus schaltet man in den 10lm Low-Power-Modus, mit einem weiteren Druck in den 300lm starken Mid-Power-Modus, dann in den 750lm starken Power-Modus und schließlich in den Blinkmodus. Mit einem Doppelklick kann man aus jedem Modus für 10 Sekunden den 1000lm-Boost-Modus aktivieren.
Im stärksten 750lm-Power-Modus hält der Akku laut Prospekt 4 Stunden, ich kam auf 4:30, danach regelte sie auf den 10lm Modus runter, den hatte ich dann noch drei weitere Stunden laufen lassen bevor ich sie an das Ladegerät anschloss - ich habe also genügend Zeit aus dem dunklen Wald wieder heim zu finden, was mich sehr erfreut.
Hierbei fiel mir auf, dass die Lampe ordentlich warm wird, in ca. 5cm Abstand konnte ich die Wärmeabstrahlung deutlich spüren. Mein Infrarot-Thermometer hat 60°C an der Linse gemessen.

Wie ich es von meiner alten H5 gewohnt bin, kann ich die für LEDlenser typische Reflektorlinse auch fokussieren und habe somit die Möglichkeit die Lampe der auszuleuchtenden Umgebung einzustellen. Die könnt Ihr auf dem Bild mit der Staumauer sehen, hier ist sie ca. auf die Hälfte fokussiert. Die Staumauer ist ca. 150m lang und in der rechten Bildseite mittig könnt ihr einen rechteckigen Reflektor erkennen, das ist das Kennzeichen meines Cachemobils noch weitere 30m entfernt!
Etwas gewöhnungsbedürftig empfinde ich das Wechseln der Modi, wofür ich die Lampe erst ausmachen und dann mit den verschiedenen Klicks zum gewünschten neuen Modus navigieren muss.
Bin ich im RGB-Modus, so wechsele ich von rot zu grün und schließlich blau, welches bis 400nm runter geht, aber eben noch nicht auf UV-Schrift reagiert (hier scheiden sich die Geister ab wann man von UV-Licht spricht, die WHO schon ab diesen 400nm, andere erst ab 380nm) Toll wäre natürlich die 380nm gewesen, da sie dann auch UV-Schrift sichtbar machen könnte und ich mir eine UV-Lampe sparen könnte.
Die drei Farben haben übrigens jeweils einen unterschiedlichen Abstrahlwinkel sowie Reichweite, wie Ihr in der Fotostrecke weiter unten sehen könnt.

Sehr gespannt war ich auf die Bluetooth-Connectivity und die damit verbundenen Programmiermöglichkeiten ... hatte ich den Verantwortlichen bereits auf dem ersten Mega auf Zollverein anno 2009 diese Schnittstelle vorgeschlagen.
Ich kann also eigene Reihenfolgen, Modi und Farben kombinieren, ja sogar ein zeitliches An- und Abschalten ist möglich! Wobei ich noch am überlegen bin wer das außerhalb des taktischen Sektors vielleicht brauchen könnte.

Die App selbst finde ich mit 34MB recht groß (mit der ätleren und deutlich kleineren App ist die MH11 nicht kompatibel, sehr schade!) und sie zwingt mich am Start die Standortdienste zu aktivieren, warum? Ich habe keine Ahnung...
Die Bluetooth-Verbindung hat unter idealen Bedingungen mit meinen Gemini vom Planet Computers lediglich eine Reichweite von 2m. So kann ich sie leider nicht am Dachträger meines Cachemobils als alternatives Licht montieren und aus dem inneren steuern.
Leider ist die App nur für das Hochformat ausgelegt. Das könnt Ihr an der Ünerlagerung der Option Blau mit dem Menü auf dem ScreenShot rechts und auch auf dem Bildschirm des Gemini links im weißen Felde sehen ... aber der Support für Querformat kommt bestimmt noch ;-)
Hier nun eine Bilderstrecke der verschiedenen Modi (von oben nach unten) mit 300lm, 750lm und 1000lm:



Die einzelnen Reflektoren markieren jeweils 50m und die doppelten jeweils 100m, die Brücke im Hintergrund ist 400m entfernt.
Bei den Bildern mit den RGB-Farben und den 10lm sind die Reflektoren in einem Abstand von je 1m bis 10m aufgestellt.

Fazit: Die MH11 macht Licht, aber so richtig!!! Dafür kostet sie auch € 149,-
Ich denke, sie dürfte besonders interessant sein für User aus dem taktischen Bereich, der Rettung, der Jagd und denjenigen, die sich über Lumen definieren oder des nachts Ski oder Downhill fahren ;-)

** Dank der aktuellen (und m.E. zumindest eigenartigen) Rechtslage kennzeichne ich meine Tests nun so...wir sind ja in Deutschland, wo alles seine Ordnung haben will ;-)