Aufgrund einiger Kommentare im Social Media und Mails vorweg ein paar Worte zu den Risiken von Refill-Adaptern:
Ihr hantiert hier mit Gaskartuschen - diese enthalten bekanntlich entzündliche Gase zum Kochen und stehen unter Druck! D.h. wenn sie auch nur geringfügig überfüllt werden (was durchaus passieren kann) dann können sie platzen oder gar explodieren - das ist im schlimmsten Falle lebensgefährlich!!!
Inhalt (aktuell zählt auch dieses zur [Werbung]**)
Risiken, die "Wenn und Aber"
Vorgeschichten
Adapter 1 - Gewinde auf Gewinde
Adapter 2 - MSF-1A auf Gewinde
Adapter 3 - MSF-1A auf Gewinde
Adapter 4 - Gewinde auf Feuerzeug
So geht es auch - Feuerzeuggas auf Gewinde
Technische Daten und Bezugsquellen
Fazit
Sicherheit und Gas
Risiken
Zur Erklärung vorweg einige "Wenn und Aber" :
Butan (Siedepunkt -0,5°C) allein bzw. mit einer maximalen Beimischung von 30% Propan (Siedepunkt -42°C) können mit verhältnismäßig geringem Druck von um die vier Bar flüssig gehalten werden. Daher kann das Gas in "einfachen" Blechkartuschen transportiert werden. Den flüssigen Gasanteil hört man, wenn man eine Kartusche schüttelt.
Um nun Äpfel mit Birnen zu vergleichen ein kurzer Exkurs:
Für die Gasflaschen, die mit Propan (welches bereits bei -42°C gasförmig wird!) befüllt sind und im Bereich Wohnmobil und Caravan ihren Einsatz finden, gelten sehr scharfe Sicherheitsbestimmungen. Diese Flaschen haben Wandstärken von bis zu 10mm(!) und müssen einen Verkehrsunfall unbeschadet überstehen können!
Aber zurück zu den blechernen Kartuschen die im Wander-Koch-Alltag genutzt werden:
Diese dürfen nicht so schwer sein, sonst würde man sie ja auch nicht mit auf Tour im Rucksack nehmen. Je nach Quelle können sie einem maximalen Druck zwischen 8 und 15 Bar stand halten. Bevor sie platzen sollte eine Sollbruchstelle greifen und das Gas ausströmen lassen - testen möchte ich das nicht!
Damit es nicht soweit kommt, ist auf jeder Kartusche nachzulesen, dass sie bis maximal 50°C eingesetzt werden darf - Stichwort: Sicherheit, Verbraucherschutz und Herstellergarantie.
In der Kartusche befindet sich nun das Gas(-Mischung) größtenteils flüssig aber auch etwas gasförmig, als sog. Gasphase.
Warum?
Nun, man kennt das aus dem Alltag:
Jede x-beliebige Flasche mit Getränken oder anderer Flüssigkeit hat oben am Flaschenhals etwas Luft. Da die Flasche seit verlassen der Abfüllanlage Temperaturschwankungen (wie Transportweg, Kühlregal, von der Sonne aufgeheiztes Auto, etc.) ausgesetzt ist, dehnt sich die in ihr befindliche Flüssigkeit entsprechend aus. Das klappt problemlos, da dann die gasförmige Luft zusammengedrückt wird und so entsprechendes Volumen für die Ausdehnung der Flüssigkeit bereit stellt. Um des zu verdeutlichen noch ein Beispiel: Füllt man seine Trinkflasche auf Tour wirklich bis zum obersten Rand des Gewindes mit kühlem Quellwasser und lässt die Flasche in der Sonne stehen, dann heizt sie sich auf, das Wasser dehnt sich aus und entweder platzt sie oder die Dichtung des Deckels gibt nach und die Flasch süfft ... hier natürlich nur ärgerlich aber nicht schlimm.
Genauso funktioniert es aber auch bei den Gaskartuschen und darum ist ein auch nur geringfügiges Überfüllen so gefährlich!
Ist die wiederbefüllte Kartusche "bis zum Rand" mit flüssigem Gas gefüllt, also keine Gasphase mehr vorhanden, so wird sie bei der geringsten Erwärmung platzen!
Mit etwas Pech entzündet sich das Gas auch noch und sie explodiert, das gibt nicht nur Verbrennungen (kennen wir aus dem Kino), es entsteht eine Druckwelle, die die Lungenbläschen zertört....
Darum habe ich immer beim Nachfüllen die Nehmer-Kartusche gewogen und nie bis zum Startgewicht aufgefüllt!!!
Und noch etwas zum Gas, was man selten vor Augen hat:
Gas ist schwerer als Luft. D.h. zufällig ausströmendes Gas sammelt sich am Boden und kann sich natürlich entzünden - daher nie im Zelt oder Senken mit Gas hantieren!
Und wenn Gas ausströmt wird es fast augenblicklich gasförmig was eine hohe Verdunstungskälte verursacht und, so es auf die Haut kommt, zu Erfrierungen führt!
Wen das nicht schreckt und wer zu den Menschen gehört, die mit Bedacht vorgehen, der darf gerne weiter über unsere Erfahrungen lesen.
Vorgeschichten
Als wir im Zuge unseres #NordkappProjekts die Lofoten besucht hatten, führte uns der Weg auch zur Touristinfo von Reine.
Auf deren Hinterhof befanden sich einige Regale voll mit ausgedienten und angebrauchten Gas-Kartuschen, die wir nur am Rande wahrnahmen, uns wunderten über das „Warum" aber leider nicht mal eines Fotos würdigten...
Einige Tage später, am Dreiländereck Norwegens, Schwedens und Finnlands, wo unsere Gasvorräte zur Neige gingen, erinnerten wir uns an diese Regale und fragten uns, wieviel ungenutztes Gas da wohl auf seine Entsorgung wartete...
Klar, sind wir bereits bei anderen Touren auf „herrenlose" Gaskartuschen gestoßen. Backbacker, die ihre Tour beendet hatten, haben sie meist in Küchen stehen gelassen, um anderen, die hier vielleicht starten den Brennstoff zur Verfügung stellen.
Ein weiterer Gedanke zur Gasversorgung (hier geht es um den Preis!):
Eine 5kg Flasche Propan-Gas*** bekomme ich für knapp unter € 10,-
Will ich mir aber für meinen Outdoorkocher eine 450g-Butan-Propan-Gas-Kartusche kaufen, so zahle ich sogar mehr als besagte € 10,- ... das ärgert mich!
Andererseits kann ich eine billige 225g-Butan-Gas-Kartusche schon für unter € 2,- erstehen.
Seither habe ich überlegt, wie ich diese Vielzahl an Rest-Kartuschen hätte sinnvoll nutzen können und bin bei diesen Überlegungen im Internet auf Refill-Adapter gestoßen.
Die sind kleine metallene Adapter, mit denen ich zwei Gaskartuschen verbinden kann, um Gas von einer in die andere Kartusche zu füllen.
So habe ich in den letzten Monaten verschiedene Varianten auf deren Trekking-Alltagstauglichkeit getestet:
Adapter 1 - Gewinde auf Gewinde
Der erste ist mit zwei Gewinden ausgestattet, wie ich sie von Kochern kenne, nebst einem Ventil zur Regulierung. Hier schraube ich jeweils eine leere und eine volle Kartusche drauf, positioniere die nachzufüllende unten und die Spender-Kartusche kopfüber oben und drehe das Ventil auf. Das flüssige Gas der oberen Kartusche strömt nun von oben nach unten, dies ist gut durch ein zischendes Geräusch zu hören, welches nach ca. 30 Sekunden verstummt. Nun drehe ich das Ventil wieder zu und trenne die Kartuschen vom Adapter.
Diesen Vorgang wiederhole ich so lange bis die leere Kartusche ihr Gewicht im befüllten Zustandes erreicht hat.
Wichtig dabei:
Mit einer Waage zu arbeiten und das Leer- und befülle-Gewicht zu kennen, um die Kartusche nicht zu überfüllen!
Hilfreich, die leere (Nehmer-)Kartusche auch wirklich geleert und entlüftet zu haben.
Perfekt, wer die Möglichkeit hat sie noch für eine viertel Stunde im Gefrierschrank runter zu kühlen.
Die volle (Spender-)Kartusche habe ich immer auf Zimmer- oder Heizungstemperatur erwärmt, um einen schnelleren und höheren Gasdurchfluss zu erreichen.
Adapter 2 - MSF-1A auf Gewinde
Der zweite und dritte Adapter sind kleine Messingfarbende Hülsen, deren Dorn in die (Nehmer-)Schraubkartusche gesteckt wird und in dessen obere Aussparung der Dorn einer günstigen Butan-Kartusche gesteckt wird.
Drücke ich nun beide ineinander, so strömt das Gas ebenfalls von der oberen in die untere Kartusche, was gut durch ein Rauschen zu hören ist.
Adapter 3 mit O-Ring-Dichtung - MSF-1A auf Gewinde
Je nach Adapter und Gewinde der Nehmer-Kartusche muss noch eine kleine O-Ring-Dichtung auf den Dorn des Adapters gesteckt werden. Ja, es gibt geringe im Zehntelmillimeterbereich liegende Fertigungstolleranzen, die die Adapter mehr oder weniger gut funktionieren lassen!
Wichtig natürlich, den Befüllvorgang im Freien vorzunehmen und die Gewichte der Kartuschen zu kontrollieren!
Adapter 4 - Gewinde auf Feuerzeug
Da ich grade so im Refill-Fieber war, habe ich mir noch von einem großen Outdoor-Ausstatter einen Adapter zum Befüllen von handelsüblichen Feuerzeugen gegönnt. Dieser kostet mit € 11,- das doppelte eines Kartuschen-Adapters und ist der einzige Refill-Adapter, den ich auf dem deutschen Outdoormarkt entdecken konnte!
Alle vorher erwähnten konnte ich nur dank Globalisierung über das Internet vom anderen Ende der Welt her beziehen!
Ja, und dieser Adapter stellte mich vor Probleme ... so habe ich all meine leeren und halbleeren Feuerzeuge mit Butan-Gas befüllt und mich gewundert warum diese im Anschluss nur noch schlecht (mit kleiner Flamme) oder gar nicht funktionieren wollten....
Nun, die Lösung war einfacher als gedacht: Das für Feuerzeuge übliche Butan-Propan-Gemisch hat einen anderen Gasungsdruck! So ist das Verhältnis Butan-Propan-Luft und die Geschwindigkeit beim Anmachen des Feuerzeuges gänzlich anders wie Butan-Luft!
Also habe ich meine Feuerzeuge nochmals entladen und aus einer Butan-Propan-Kartusche befüllt ... und siehe da:
Alle Feuerzeuge funktionierten wieder so, wie sie sollten ;-)
Befüllen mittels handelsüblichem Feuerzeuggas
Und zu guter Letzt habe ich eine leere 100g-Kartusche mittels eines der messingfarbenden Refill-Adapter mit günstigen Butan-Propan-Gas einer Feuerzeug-Nachfüll-Kartusche befüllt. Das funktioniert auch!!!
Aber am Besten nur draußen und vorsichtig wegen der unterschiedlichen Durchmesser der Dorne durch die das flüssige Gas strömt, welches bei Hautkontakt zu Erfrierungen führt!!!
Und noch etwas gilt zu beachten:
Der Inhalt von Gas-Kartuschen für Kocher wird in Gramm (g) angegeben. Der Inhalt von Kartuschen zum Nachfüllen von Feuerzeugen oder Unkrautvernichter in Milliliter (ml) – also immer schön mit einer guten Küchenwaage arbeiten!!!
Technische Daten
22(40)mm x 16mm x 56(28)mm, 14g, ca. € 8,- bei Amazon
17mm x 10mm, 3g, ca. € 4,- bei Amazon
16mm x 10mm, 3g, ca. € 4,- bei Amazon
40mm x 15mm, 18g, ca. € 11,- bei Globetrotter, Bergfreunde, Amazon
MSF-1A-Kartusche leer 98g, Füllmenge 225g, neu/voll 323g
100g-Kartusche leer 94g, Füllmenge 100g, neu/voll 194g
Fazit:
Der Refill-Adapter ist trotz der oben beschriebenen "Wenn und Aber" m.E. das ultimative Tool, wenn ich auf lange Touren gehe und mir nicht sicher bin ob oder wie lange mein Gas-Vorrat reichen wird!!!
BTW: Wir haben recht viel mit umgefüllten Gas gekocht und hatten verschiedenste Kocher* im Einsatz. Alle von den Prospektangaben her im Bereich 2000W bis 3500W, immer Windschutz und den Gasregler ca. 1/4 aufgedreht. Dabei sind wir für den Verbrauch auf eine Faustformel von 1g Gas je 1 Minute Kochzeit gekommen.
Hier sind noch weiterführende Links zu Brennwert der Alkane, dem sicheren Umgang mit diesen Gasen und den unterschiedlichen Mischverhältnissen auf dem Markt.
* alter Kocher von Markrill, Spider von Kovea, BRS3000T, NoName zum Aufschrauben und NoName von MFH aka MaxFuchs
** Dank der aktuellen (und m.E. zumindest eigenartigen) Rechtslage kennzeichne ich meine Tests nun so...wir sind ja in Deutschland, wo alles seine Ordnung haben will ;-)
*** Niemals reines Propan oder LPG zum Nachfüllen für Kocher-Kartuschen nutzen!!!
Schaut Euch bitte die Mischverhältnissen an!
Eine Kocher-Kartusche verträgt vom Druck her nur die max. 30% Propan wie beim Wintergas, Stichpunkt "Sidepunkt der Alkane".